Berlin Art Week – Kieztour Kreuzkölln

Endlich ist wieder Berlin Art Week! Fünf Tage lang wird die Hauptstadt von zwei Kunstmessen, 15 Museen und Ausstellungshäusern, 20 Projekträumen, 11 Privatsammlungen zwei Kunstvereinen und einem Theater ordentlich auf Trab gehalten und zieht Kunstinteressierte aus aller Welt an. Berliner und internationale Besucher schwärmen dieser Tage von einem Kunsthighlight zum nächsten. Ihr wisst bei dieser Fülle an Möglichkeiten gar nicht, wo ihr zuerst hinsollt? Die Redaktion der Berlin Art Week hat für euch Kieztouren zusammengestellt, die euch neben den besten Kunstorten in eurer Nähe auch noch die besten Gastro-Tipps für den Hunger zwischendurch bereithalten. Wir haben für euch zur Berlin Art Week schon einmal eine der Kieztouren getestet und haben dabei viele spannende Orte in Kreuzkölln besucht!

art berlin & Positions Berlin Art Fair

Mehr Kunst geht nicht! In den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof ist man mitten im Herzstück der Berlin Art Week gelandet. Überall schwirren Galeristen, Künstler und Besucher umher und alle sind sich hier einig, dass das alte Flughafengebäude der Kunst die perfekte Kulisse bietet. Allein auf der art berlin stellen rund 120 Galerien aus 21 Ländern aus, von der Positions Berlin Art Fair kommen noch einmal 74 ausgewählte internationale Galerien dazu. Selbst draußen auf dem Tempelhofer Feld stehen Skulpturen, wie beispielsweise das “Anschauungsobjekt” von Cosima von Bonin. Von klassischer Malerei über Fotografien bishin zu Installationen kann man hier so viel bestaunen, dass man allein schon einen ganzen Tag hier verbringen könnte.

art berlin
28.-29. September 2018, 11-19 Uhr
30. September 2018, 11-18 Uhr
Flughafen Tempelhof, Tempelhofer Damm 45, 12101 Berlin

Positions Berlin Art Fair
28.-29. September 2018, 13-20 Uhr
30. September, 11-18 Uhr
Flughafen Tempelhof, Columbiadamm 10, 10965 Berlin

DECAD

Der 2012 von Rachel Alliston gegründet Kunstraum DECAD in Kreuzberg vereint junge Kunst und die Auseinandersetzung mit aktuellen kritischen Diskursen. Die dort gezeigte Videoinstallation Beyond the Nation State I Want to Dream von der niederländischen Künstlerin Dorine van Meel, die mittlerweile in Berlin lebt, passt da sehr gut ins Programm. Das Video, das aus langsam zerfallenden und sich immer neu zusammensetzenden computergenerierten Bildern besteht, stellt scheinbar harmlose Darstellungen nationaler Identität mit Orten in Verbindung, an denen die Schnittstelle von Nationalität, Kolonialismus und imperialer Eroberung manifestiert wurde. Begleitet werden die Bilder von einem traumartigen Monolog, in dem ein Erzähler vergeblich versucht der Gegenwart zu entkommen, in der sich die historische Gewalt des Nationalstaates in den alltäglichsten Aspekten des Alltagslebens fortsetzt. Van Meel interessiert sich für sozial engagierte Kunst, feministische Methodologien und selbst-organisierte Kollaborationen. Diese treffen in Zeiten von sozial und politisch unruhigen Zeiten den Puls der jungen Berliner Kunstlandschaft.

DECAD | Gneisenaustr. 52, 10961 Berlin
27.-30. September 2018, 14-19 Uh

Lunch in der Marheineke Markthalle

Nach den Messen und dem ersten Projektraum wird es höchste Zeit für eine Dosis Koffein und etwas Essen! Die Marheineke Markthalle ist dafür der perfekte Ort: Hier kann man sich an den verschiedenen Marktständen einmal um die halbe Welt essen. Es gibt französischen Käse, italienischen Kaffee, Baklawa, Früchte und unzählige andere Leckereien mehr. Das Schöne ist, dass man nicht drinnen bleiben muss, sondern sein Essen mit an die Sonne nehmen kann. Von dort aus kann man herrlich das Leben im Kiez beobachten und vielleicht nochmal etwas Berlin Art Week-Lektüre durchlesen.

Marheineke Markthalle | Marheinekeplatz 15, 10961 Berlin
Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa 8-18 Uhr, So geschlossen

KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst

Mitten in Neukölln werden seit 2016 im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst Ausstellungen gezeigt. Früher wurde hier Bier gebraut. In der 20 Meter hohen Halle des ehemaligen Kesselhauses zeigt Thomas Scheibitz für neun Monate seine Arbeit Plateau mit Halbfigur. Den Raum samt Installation kann man nicht anders als spektakulär bezeichnen. Kein Wunder also, dass Scheibitz über anderthalb Jahre an seiner siebenteiligen, fragmentarischen Skulptur gearbeitet hat, damit sie ihre Wirkung in diesem Raum voll entfalten kann. Der höchste Punkt der Arbeit ist ganze 8,5 Meter hoch! Angekommen im Maschinenhaus 2 in der Ausstellung Things Doing Their Thing von Kathrin Sonntag, denkt man als Allererstes, dass man hier gerade aus Versehen inmitten von Malerarbeiten gelandet ist. Überall stehen Pinsel und Farbeimer, die Wände sind nur halbfertig gestrichen, auf dem Boden liegt Malerfilz. Doch genau dieses Spiel mit der Wahrnehmung ist das Thema von Sonntag. Ihre Fotoinstallation, Objekte, Diaprojektionen und Collagen zeigen den Besuchern Bilder, die ihnen scheinbar bekannt vorkommen, aber dann doch wieder so ganz unerwartet anders sind. Ab Samstag könnt ihr auch die thematische Ausstellung Absurde Routinen besuchen, die Arbeiten von zehn internationalen Fotograf*innen präsentiert, die sich all auf ihre ganz eigene Art mit Alltagsabläufen und deren überraschender Brechung beschäftigen. Dabei wird es nicht nur mitunter sehr absurd, sondern vor allem wird hier auch ein kritisches Augenmerk auf unsere Leistungsgesellschaft gelegt. Nach eurem Ausstellungsrundgang nicht verpassen: Unbedingt auch im Sudhaus vorbeischauen, dort lassen die blank geputzten Kessel wie eine Kulisse aus einem Wes Anderson-Film anmuten!

KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst | Am Sudhaus 3, 12053 Berlin
26.-30. September 2018, 12-18 Uhr Thomas Scheibitz, Plateau mit Halbfigur, Kesselhaus
Kathrin Sonntag, Things Doing Their Thing, Maschinenhaus M2
Absurde Routinen: Louis De Belle, Juno Calypso, Brooke DiDonato, Christoph Grill, Aleksey Kondratyev, Elisa Larvego, Sandra Lazzarini, Pierrick Sorin, Sebastian Stumpf, Ben Zank
Eröffnung: 29. September, 17 Uhr, Maschinenhaus M1

 

Café Babette im Sudhaus Mi-So 11-19 Uhr

BÜRO BDP / Broken Dimanche Press

Hier in der Mareschstraße im Büro BDP kommen zeitgenössische Kunst und Literatur zusammen. Das gibt es selten, deswegen sind die hier stattfindenden Lesungen, Workshops und Book Launches auch lange kein Geheimtipp mehr – ganz im Gegenteil, hier ist immer ordentlich was los. Der Empfang ist herzlich, die Künstlerinnen Elif Saydam und Vera Palme und John Holten sind vor Ort und stehen für jede Frage bereit. John ist einer der Kuratoren im Büro BDP, er selbst ist auch Schriftsteller und kommt aus Dublin, Irland. Mit ihm zusammen kuratiert hier Ida Bencke, eine Kuratorin und Akademikerin aus Kopenhagen, Dänemark. BDP steht für Broken Dimanche Press, einem selbsternannten europäischen Verlag, der eine möglichst diverse Bandbreite von KünstlerInnen zusammenbringen will. Dieser Projektraum und das dazugehörige Programm sind eine wichtige Ergänzung in der Berliner Kunstszene und unbedingt einen Besuch wert.

Büro BDP | Mareschstr. 1, 12055 Berlin
27.-30. September 2018, 10-19 Uhr
Marathonlesung und BBQ: 30. September 2018, 14-18 Uhr

Die Berlin Art Week findet vom 26.-30. September 2018 statt. Habt ihr auch Lust auf eine Kieztour bekommen? Auf der Website der Berlin Art Week findet ihr alle Touren zum Download. Wir wünschen euch viel Spaß!

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Die Autorin Saskia Wichert ist als freischaffende Autorin für unseren Kulturprojekte Berlin-Blog tätig.